Telemann St Matthew Passion 1754 - CD

Die Matthäus-Passion von 1754 nimmt unter Telemanns Passionen eine Sonderstellung ein: Es ist das einzige Werk dieser Art, das uns vorliegt, das für den liturgischen Gebrauch außerhalb Hamburgs bestimmt war. Nicht die Hamburger, sondern vielmehr die Danziger Traditionen und Anforderungen an die Aufführungspraxis bestimmten den Aufbau dieser Passion, die daher nicht mit den anderen Passionen Telemanns verglichen werden kann. Telemanns Musik hält sich an den liturgischen Rahmen. Das Werk wird von einer kurzen, klagenden Sinfonia für Streicher eingeleitet, die den Boden für die Passion Jesu bereitet. Die Rezitative des Evangelisten zeichnen sich durch ihren direkten und erzählenden Ton aus. Die Rezitative mit Instrumenten (accompagnato) und Ariosi sind ganz dem Sohn Gottes vorbehalten. Der Text wird zu jedem Zeitpunkt klar deklamiert. Die Komposition erfüllt die Forderung des Hamburger Musiktheoretikers Johann Matthesom: "Sie ist dem Ohr so leicht und verständlich, als ob sie gesprochen würde. " Telemann verwirklicht eine lebendige Interpretation des Textes mit einfachen melodischen und harmonischen Mitteln und einer sparsamen Begleitung. Extremer Stimmumfang wird - mit Ausnahme der Altstimme für Judas, den Verräter - ebenso vermieden wie schnelle Tonartwechsel und Sprünge über große Intervalle. Telemann platziert die wichtigen Worte subtil an melodischen und harmonischen Höhepunkten. Er interpretiert die zentralen Momente des Evangeliums mithilfe schwieriger Harmonien (z. B. im Chor Nr. 42d, "Er werde gekreuzigt"), chromatischer Färbung (z. B. im Begleitsatz für Jesus Nr. 17, "Meine Seele ist äußerst schmerzhaft") und einem geheimnisvollen falschen Bordun in der Vorahnung von Jesu Tod (Nr. 5d). Generell führen widersprüchliche Aussagen in den Rezitativen zu plötzlichen harmonischen Veränderungen. Um die dramatische Handlung zu intensivieren, verwendet Telemann die affektreichen Turba-Chöre mit ihrer dringlichen Deklamation des Textes und ihren außergewöhnlich lakonischen Rhythmen. Diese Danziger Passion ist bemerkenswert durch die große Anzahl von Gemeindehymnen und das Fehlen von Arien; sie gibt uns auch einen Einblick in Telemanns kompositorische Praxis.

Danziger Passion TWV 5:53 herausgegeben von Cartsen Lange.
Martin Klietmann (Tenor) - Evangelist
Klaus Mertens (Bass) - Jesus
Cantamus Kammerchor Halle
Männerechor bouquet vocalis Halle
Capella Savaria (Szombathely)
Dirigent: Pál Németh

Label: United Classics
Gesamtdauer: 76'25''
Anzahl der CDs: 1
EAN: 8713545230147